April 2006

Freitag, den 28.04.06

Heute Abend bin ich in eins der nahegelegenen Zentren Tokyos gefahren, nach Shibuya. Das ist nicht ungewoehnlich, da dort auch unsere Schule ist und wir auch sonst oefter dort unterwegs sind. Doch morgen ist Feiertag und der Beginn der Golden Week. Da in der naechsten Woche noch von Mittwoch bis Freitag Feiertage folgen, machen viele groessere Firmen auch Montag und Dienstag frei, so dass halb Japan eine Woche Urlaub hat. Das muss natuerlich gefeiert werden. Hier in Shibuya und auch sonst in Tokyo sieht man eigentlich jeden Abend einen Haufen Betrunkener ziellos durch die Gegend schwanken, die nach der Arbeit mit den Kollegen noch einen Trinken gehen. Doch heute herrscht hier Ausnahmezustand. Schon so gegen 20.30 Uhr laufen Horden von nicht mehr gehen koennenden, dafuer umso lauter groelenden Japanern  durch die Stadt, dass man gar nicht mehr weiss, was los ist. Und ich dachte, das Kirschbluetengucken waere schon Hoehepunkt japanischen Alkohol-Genusses.

Kyushu-Fahrt, 18.04. bis 22.04.06

Da wir nicht nur hier sind, um die japanische Sprache zu erlernen, sonder auch, um etwas ueber japanische Kultur und Wirtschaft zu erfahren, haben wir uns am Dienstag, den 18.04. auf eine Exkursion nach Kyushu gemacht. Kyushu ist die suedlichste der vier Hauptinseln Japans. Eigentlich sprechen die Bilder fuer sich, aber ein wenig moechte ich auch dazu schreiben.

Wir trafen uns am Dienstag, um nach einem Ueberflug des Fuji-san (in Deutschland auch Fujiyama genannt, was nicht ganz richtig ist) mittags in Oita zu landen. Nach einem kurzen Mittagssnack am Flughafen ging es zum Oita Werk der Nippon Steel Corporation, einem riesigen Stahlwerk im Nordosten Kyushus. Es war sehr beeindruckend, doch leider durften wir dort keine Bilder machen. Die frisch gewalzten Stahlbrammen strahlten eine maechtige Waerme aus, die man in ca. 50 m Entfernung sehr gut spueren konnte. Da wir hier schon genug geschwitzt haben, ging es abends ins nahe gelegene Beppu. Beppu ist bekannt fuer seine ueber 3000 Thermalquellen (Onzen), so dass auf die rund 135.000 Einwohner jaehrlich ca. 12 Mio. Touristen kommen. Ist so wie mit dem Murmeltieren und Blockhaeusern in Norwegen. Wir haben dort in einem Ryoukan, einem traditionellen japanischen Hotel mit Tatami-Zimmern (wir hatten ein westliches Zimmer) und Onzen uebernachtet. Dazu gehoeren natuerlich auch die japanischen Mahlzeiten mit Fisch in allen Varianten, auch zum Fruehstueck. Das bekommt nicht jedem, sollte man aber mal mitgenommen haben. Bilder vom ersten Tag.

Am Mittwoch um 09.00 Uhr stand die naechste Besichtigung auf dem Programm: Die Ishii Tool & Engineering Corp. in Oita. Diese Firma stellt in erster Linie Maschinen zur Herstellung von Halbleitern auf Kundenwunsch her. Ein recht klein wirkendes Unternehmen, das namhafte Kunden als Referenzen nennen kann. Nach dem Mittagessen ging es weiter zur nicht unbekannten Firma namens Nissan. Wir haben das Kyushu-Werk besichtigt. Auch hier durften Fotos natuerlich nur von der Empfangshalle gemacht werden. Hier werden 4 Nissan-Modelle gleichzeitig, also auf den gleichen Baendern hergestellt. 70% aller Autos, die Nissan verkauft, werden auf Kundenwunsch gefertigt. Im Anschluss an diese sehr interessante Besichtigung haben wir mit unserem kleinen japanischen Reisebus die Insel-Seite gewechselt, um wieder in einem Ryoukan in Ureshino zu uebernachten. Hier die Bilder von Mittwoch.

Nach dem japanischen Fruehstueck hatten wir die Gelegenheit, uns die Holzschnitzereien in dem Hotel anzuschauen. Danach ging es mit Handwerkskunst weiter: Eine Toepferei stand als erstes auf dem Programm, anschliessend waren wir bei "China on the Park", wo man aehnliche Erzeugnisse zu guenstigeren Preisen erwerben konnte. Aber die Preise waren noch hoch genug. Dort haben wir sehr gutes Curry gegessen. Gut gestaerkt konnten wir uns nun anstaendiger "Handwerkskunst" widmen. Wir besuchten die Namura-Werft in Imari, die in erster Linie Schuettgutfrachter und Tankschiffe herstellt. Interessant hier war das Dock, was die Werft selbst gebaut hat. Es hatte Platz fuer anderthalb Schiffe, die durch eine wasserdichte Wand getrennt waren. War das eine Schiff fertig, konnte eine Seite geflutet und das Schiff "rausgelassen" werden. Jetzt wurde die Trennwand verschoben, so dass an dem zweiten Schiff weitergebaut und die Haelfte eines neuen Schiffes im Dock gefertigt werden konnte. Durch die Werft fuehrte ein Brite, der frueher in der britischen Marine seinen Dienst versah und dadurch Japan entdeckte. Er lebt seitdem hier unten in Kyushu. Wir halten am Ende eines jeden Firmenbesuchs eine Dankesrede. Hier auf der Werft war ich natuerlich dran. Vorbereitet hatte ich sie sogar auf japanisch, aber nun ging es auch auf englisch. Anschliessend haben wir uns einen Ausstellungsort von geschmueckten Festwagen angeschaut und sind danach zu einem Aussichtspunkt an der Kueste gefahren. Grossartige Aussicht! Heute haben wir in Fukuoka in einem sogenannten Business-Hotel uebernachtet. Alle Bilder vom Donnerstag sind hier zu finden.

Der letzte Tag unsere Exkursion fuehrte uns zu Kiri Koubou, einem Kommodenhersteller. Hier werden japanische Holzkommoden hergestellt, die letztlich per Hand so sauber gefertigt werden, dass sie luft- und wasserdicht sind. Diese Kommoden dienen zum Beispiel der Aufbewahrung von Kimonos. Neben Kommoden werden aber auch sonst noch alle moeglichen anderen Holzerzeugnisse produziert. Von diesem typisch japanischen Familienbetrieb zum naechsten: Yame Ishidourou, einem Steinlaternenhersteller in Yame, der aber mittlerweile neben Laternen auch viele andere, teils sehr lustige, Geschoepfe aus Stein produziert. Der Stein stammt vom aktivsten Vulkan Japans, dem Aso-san, der mitten auf Kyushu liegt. In der Gegend konnten wir kurz die schoene japanische Natur geniessen. Die letzte Firma, die wir besichtigen konnten, war Saemon, ein Suessigkeitenhersteller, der zur Zeit in der Produktion der Suessigkeiten fuer den Kindertag am 5.5. war. Dennoch war genug Zeit, uns die Herstellung von Fischen und Blumen aus Marzipan zu zeigen. Auch der Chef mischte kraeftig mit und wir durften dann auch noch ran. Er hat uebrigens frueher mal seinen Meister in Deutschland gemacht. Die Bilder vom Freitag.

Die Rueckfahrt am Samstag war uns freigestellt. Ich bin mit dem japanischen Schnellzug Shinkansen von Fukuoka noch mal zu Thomas nach Himeji (die Stadt mit dem Schloss, siehe 24. - 26.03.) gefahren, um dann am Sonntag nach Tokyo zurueckkehren zu muessen. Die Tour war toll. Wir konnten von grossen Unternehmen bis kleinen Familienunternehmen einen Einblick in die japanische Kultur bekommen und sehen, dass Japan eine wirklich schoene Natur hat. Auch die Menschen sind dort unten viel offener als die in Tokyo. Und Kyushu soll ja auch fuer die huebschen Frauen bekannt sein...

Sonntag, den 16.04.06

Nun habe ich es auch endlich geschafft. Ich bin 30. Danke fuer alles Glueckwuensche! Damit ich auch mal so alt aussehe, wie ich bin, haben wir schoen lange rein gefeiert, natuerlich inklusive Karaoke - ist doch selbstverstaendlich!

Sonntag, den 09.04.06

Wie der Ausflug nach Himeji zeigte, scheue ich keine Strapazen, um auch etwas von der vielseitigen Kultur Japans zu erleben. Heute fünf Uhr aufstehen, um gegen neun im nördlich von Tokyo gelegenen Nikko anzukommen. Begleitung heute: Stefan und die kurzentschlossenen Julia und Michaela. Wird es sich auch heute wieder lohnen? Versprochen wurde wieder Kulturerbe...

Auf der Fahrt noch schnell geplant, was wir uns denn eigentlich an nur einem Tag angucken wollen. Klar war, dass das Weltkulturerbe um den Toshogu-Schrein besichtigt werden muss. Und dann der groesste Wasserfall und angeblich schoenste See Japans. Dass sollte reichen. Reihenfolge? Erst See, dann Rest. Also los!

Erste Begeisterung kam auf, als wir Schnee sahen. Dass dieser auch bedeutete, dass es kalt sein koennte, bemerkten wir erst nach dem Aussteigen. Die Sonne schien, aber der Wind wehte doch recht kuehl. Jetzt ging es mit dem Bus zum Kegon Wasserfall, der dem auf 1200 m Hoehe liegenden Chuzenji See liegt und Japans groesster ist. Der See soll Japans schoenster sein, was ich gerne glaube. Allerdings kenne ich keine anderen Seen. An diesem See liegt noch ein kleines Museum, was ein paar Sänften und Schwerter der alten Japaner zeigt.

Mit dem Bus die Serpentinen wieder runter gefahren, war jetzt die Shin-kyo Bruecke dran. Man koennte auch drueber gehen, aber warum dafuer extra Eintritt bzw. Uebertritt bezahlen, wenn man beim Gehen ueber die parallele Bruecke noch Bilder von dieser roten Bruecke machen kann? Hat man dann irgendwie den Fluss Daiya ueberquert, geht es auch schon los mit dem Weltkulturerbe. Die rund um den Toshogu-Schrein gelegenen Tempelanlagen wurden 1999 von der UNESCO anerkannt und in die Liste aufgenommen. Mehr Informationen zu Nikko und Co. gibt es unter Wikipedia. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht und bis bald!

Dienstag, den 04.04.06

Noch mehr Kirschbluete, diesmal abends und am Megurogawa - Meguro Fluss. War wieder sehr schoen, wie man hier sehen kann.

Samstag, den 01.04.06

Nach dem Gefeiere der letzten Tage musste ich mich heute ein wenig erholen. Nachmittags habe ich mich aber doch noch mal aufs Fahrrad geschwungen und bin Richtung Inokashira Koen zu radeln. Die Kirschbluete (sakura) muss ja auch hier festgehalten werden. Ich frage mich allerdings, ob die vielen Menschen unter den Baeumen wirklich noch viel von den wirklich schoenen Kirschblueten mitkriegen. Und: Gibt es Japaner, die zur Kirschbluete keinen Alkohol trinken? Oder werden die von der Insel gestossen? Naja, Auslaender waren auch dabei und es gibt immer noch genug Menschen, die arbeiten muessen. Man nennt das Ganze dann hanami (Bluetengucken). Kirschbluete ist wirklich schoen und daher gibt es dazu ein paar Bilder. Von heute und von vor ein paar Tagen im Dunkeln bei leichtem Regen in meiner Nachbarschaft.

 

 

 

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